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Burnout / Depression bei Männern

In Statistiken liest man, dass Frauen 2x-3x so häufig von Depressionen betroffen seien als Männer – stimmt das denn wirklich oder werden Männer nur nicht diagnostiziert und dadurch nicht adäquat behandelt? Holen sich Männer womöglich erst spät und seltener Unterstützung? Dieser Artikel möchte Männer ermutigen, sich auch mit jenen Seiten von sich zu beschäftigen, die oft gut weggepackt werden.


So viel ist bekannt - im Vordergrund stehen bei einer Depressivität / Burnout (bei Mann und Frau) eine verminderte Fähigkeit zu Freude und Konzentration, sowie ein reduziertes Interesse. Körperlich äußert sich dies oft in ausgeprägter Müdigkeit nach jeder kleinsten Anstrengung, der Schlaf ist meist gestört und der Appetit vermindert. Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig. Weitere Symptome sind frühes Erwachen, ein Morgentief, deutliche Verlangsamung im Denken, innere und äußerer Unruhe, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Auch Ängste mischen sich oft hinzu.


Bei Männern zeigen sich die Symptome jedoch immer wieder sehr versteckt – so kann sich Depressivität möglicherweise unspezifisch zeigen:

•        geringe Stresstoleranz, Reizbarkeit, Ärgerattacken, Zynismus

•        Unruhe, Unzufriedenheit

•        Sucht (Alkohol, Drogen, Spielsucht)

•        Workaholismus (die Arbeit hat einen unglaublich wichtigen Stellenwert und alles andere wird dieser untergeordnet)

•        sozialer Rückzug (Treffen mit Freunden finden kaum statt, Veranstaltungen werden nicht mehr besucht, Hobbies werden nicht gepflegt, …)

•        körperliche Beschwerden (Schmerzen, Bauchbeschwerden, Sodbrennen, unerklärliche Beschwerden, Schwindel, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, …)

•        aggressives Ausagieren, geringe Impulskontrolle

•        Suizidgedanken

 

Was kann man(n) tun?

Gleich zu Beginn möchte ich aus meiner ganzheitlichen Sicht festhalten: Die Entstehung von Burnout / Depressivität ist fast immer multifaktoriell, sodass es auch für eine gute Diagnostik und Therapie einen umfassenden Blick benötigt, um auch nachhaltig wieder zufriedenstellendes Wohlbefinden, Gelassenheit und Glücksempfinden zu erlangen.


Neben einem guten, ausführlichen ärztlichen Gespräch braucht es zuerst eine Laborkontrolle (inkl. Vitaminen, Spurenelementen, Neurotransmitter, Hormonanalyse – Schilddrüse, DHEA, Cortisol-Tagesprofil, Testosteron, …) – die Interpretation der Ergebnisse sollte unbedingt durch einen darauf spezialisierten Profi erfolgen, denn die vom Labor angegebenen „Normal“-Werte sind für den einzelnen Mann mit Beschwerden oft nicht „normal“.


Auch wenn vordergründig psychische Beschwerden quälen, ist eine körperliche Untersuchung sehr wichtig. Oft wurden trotz körperlicher Beschwerden medizinische Abklärungen auf die lange Bank geschoben und so ist es unerlässlich gründlich untersucht zu werden. So können verschiedene Erkrankungen und Mangelzustände, die eine Depressivität bedingen, wie z.B. ein Eisenmangel, eine Zöliakie, eine Schilddrüsenfunktionsstörung, Vitamin B - Mangel, Testosteronmangel usw.


Wichtig ist daher Mangelzustände (Vitamine, Spurenelemente) zu beheben. Mit einem ganzheitsmedizinischen Blick gilt es auch die Ernährungsweise genauer zu betrachten und gegebenenfalls anzupassen. Verdauungsstörung (wie z.B. ein bakterielles Ungleichgewicht, Mangel an Verdauungsenzymen, erschwerte Aufnahme von Spurenelementen und Aminosäuren) müssen behoben werden.  Weiters gibt es die Möglichkeit Aminosäuren einzusetzen, die das Wohlbefinden wieder deutlich bessern können.


Wenn es der energetische Zustand erlaubt, wäre es sinnvoll mehr körperliche Bewegung / Sport ins Leben zu integrieren. Vielleicht starten Sie einfach mit kleinen Spazier- oder Laufrunden? Optimal wäre natürlich auf Dauer eine Kombination von Ausdauer- und Krafttraining.


Viele Männer haben oft noch keine Erfahrungen mit Mentaltrainingstools, die jedoch einfach zu erlernen und als sehr hilfreich erlebt werden. Coaching / Psychotherapie sind deshalb ergänzend sehr zu empfehlen. Auch wenn das Reden über das, was in uns vorgeht zu Beginn nicht gleich als „Heimspiel“ erlebt wird, sind Männer oft  rasch davon begeistert, denn es lohnt sich, auch ein „Auswärtsspiel“ zu wagen – es gibt nämlich auch Unerwartetes zu gewinnen.


Auch das Einplanen von Auszeiten ist sehr sinnvoll. Dafür gibt es je nach Leidensdruck viele unterschiedliche Möglichkeiten. Vielleicht können einfach Sachen, die Sie früher gerne gemacht haben, wiederbeleben.  Oder Sie schieben schon länger etwas auf, das Sie gerne machen würden? Eine Wandertour, ein Segeltörn mit Freunden, einen Badeurlaub oder eine mehrtägige Visionssuche? Vielleicht braucht es zu Beginn auch einen ambulanten / stationären Reha-Aufenthalt? Oder einfach nur einen Krankenstand, weil Sie schon zu viel von sich gefordert haben?


So vielfältig die Ursachen für Burnout / Depressivität sind, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten wieder zu einem guten mentalen und körperlichen Wohlbefinden zurückzufinden. Ein erster Schritt ist zu erkennen, dass man mit etwas kämpft und ein zweiter Schritt ist, sich in einem Gespräch mit einem Arzt / Therapeuten Ideen zu holen.





 
 
 

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