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Berührung als heilsame Kraft

Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Er nimmt mit seinen fünf Sinnen Kontakt zur Welt auf und entwickelt sich durch gegenseitige Begegnung und Beziehung mit anderen Menschen. Ein Mangel an Beziehung und Berührung führt zu einem Mangel an emotionaler und auch körperlicher Gesundheit.


Auch wenn digitale Medien ein soziales Leben suggerieren, ganzheitliche Sinneserfahrungen können sie nicht vorgaukeln. Und gerade diese sind für uns Menschen von so großer Wichtigkeit.


Bei einer angenehmen Berührung kommt es zur Ausschüttung von Botenstoffen. Das Wohlbefinden wird durch körpereigene „Glückshormone“ gestärkt. Zudem wird das Hormon Oxytocin freigesetzt, das ein Bindungsgefühl zwischen den sich berührenden Menschen bewirkt.


Nicht umsonst ist in den vergangenen Jahren ein riesiger Markt der sogenannten Berührungsindustrie entstanden – mit Masseuren, Physiotherapeuten, Yoga-Trainern und Spa-Therapeuten. Gut dass Körperlichkeit ins Bewusstsein rückt und gleichzeitig plädiere ich dafür, dass wir dies nicht nur nach außen in professionelle Begegnungen verlagern, sondern uns in Beziehungen auch selbst darum bemühen.


Die Qualität der Berührung ist entscheidend über ihre Wirkung. Berührungen wie Streicheln führen auf körperlicher Ebene dazu, dass sich der Herzschlag beruhigt, der Blutdruck sinkt, der Pegel an Stresshormonen fällt und infolgedessen wird das Immunsystem gestärkt. Auf psychologischer Ebene werden Stresssituationen als weniger belastend empfunden, Schmerzen gelindert, Sicherheit/Vertrauen/Verbundenheit vermittelt, die Identität und die Kooperationsbereitschaft gestärkt.


Der Grund dafür ist u.a., dass im autonomen Nervensystem der Parasympathikus aktiviert und die Sympathikusaktivierung (archaisch für Flucht- und Angriffsreaktionen zuständig) gedrosselt wird.


Umgekehrt kann jede Berührung, wenn sie nicht gewollt ist oder sogar erzwungen wurde, unangenehme bis traumatische Folgen haben. Ein Schulterklopfen kann anerkennend und damit positiv sein - es kann aber auch eine Geste der Beschwichtigung und Abwertung sein. Eine einfache Berührung kann posttraumatisch mitunter eine Lawine belastender Erinnerungen und Emotionen lostreten.


Partnermassage


Nicht nur das passive Berührt-werden ist angenehm und gesundheitsfördernd, auch das aktive Berühren. Im Wechselspiel gegenseitiger Berührung ist es wichtig, seinen Partner achtsam wahrzunehmen, sie oder ihn nicht als Objekt, sondern als Subjekt anzuerkennen und die Wünsche und Bedürfnisse seines Gegenübers respektvoll zu achten. Dann kann eine Partnermassage gelingen und die Beziehung stärken. Nicht selten verhärten nicht aufgearbeitete Emotionen und chronische Stressbelastungen die Muskeln im Nacken- oder Rückenbereich. Bei der Massage treten dann eventuell verdeckte Konflikte ans Licht. Dies erachte ich in einer wertschätzenden, akzeptierenden Atmosphäre als gesund, da sie damit besprechbar werden, geteilt werden können und nicht mehr rein muskulär gehalten werden müssen.


Andere Möglichkeiten und Begegnungsräume, welche heilsam wirken können…


• Soziales Begegnung mit Partner, Familie, Freunden (Umarmung, Kuscheln, Streicheln, Massieren…)


• Sport, vor allem aktiver Mannschaftssport, aber auch passiv (wenn man sich z.B. im Torjubel um den Hals fällt)


• Tiere: Katzen und Hunde brauchen Zuwendung, wollen gestreichelt werden und schmiegen sich auch aktiv an


• Tanzen


• Gesundheitssystem: Körperbetonte Therapieformen wie Massagen, Physiotherapie, Shiatsu, körperpsychotherapeutische Interventionen, …


Tipp 1: Beginnen Sie bevor Sie sich z.B. schmerzhaften muskulären Verspannungen bei sich oder Ihrem Partner zuwenden, mit großflächigen, langsamen Streichbewegungen und beenden Sie die Massage auch mit solchen.


Tipp 2: Auch ein gewöhnliches Händegeben transportiert eine Menge an Information. Mit Achtsamkeit kann ein Händedruck einiges über sein Gegenüber verraten: Ist er unsicher? Ist er aufgeregt und schwitzt vor Aufregung? Ist er kraftlos und hat wenig Energie? Oder ist er angespannt und möchte sich behaupten?




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